Kinder & Haustiere

Kinderbücher sind voller Tierbilder: In den Kinderliedern stiehlt der Fuchs die Gans, im Fernsehen erklärt die Maus die Welt. Wenn das Kind nicht von besorgten Erwachsenen verunsichert wird und keine schlechten Erfahrungen mit Tieren gemacht hat, entwickelt sich wie von Zauberhand der dringende Wunsch nach einem eigenen Tier. Es wird gebettelt und selbst Fünfjährige schwören, stundenlang bei Regen mit dem Hund spazieren zu gehen und niemals mehr fernsehen zu wollen! Verspricht Ihr Kind, sich wirklich um das Tier zu kümmern, meint es das auch so. Allerdings kann es nicht überblicken, was wirklich an der Tierhaltung hängt und ist daher schnell überfordert.

Tierischer Familienzuwachs: Ja oder Nein?

Schenken Sie Ihrem Kind kein eigenes Tier! Ein „Familien- oder Heimtier“ zeigt, dass das neue Familienmitglied nicht Eigentum des Kindes ist. Die Bezeichnung Familientier schützt vor Überforderung des Kindes und geteilte Verantwortung für ein Tier stärkt die soziale Kompetenz der Familie! Tiere sind keine Mittel zur Erpressung. Der wütende Ausspruch: „Wenn du nicht den Käfig säuberst, dann schaffen wir deinen Hasen wieder ab“, vergiftet die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ein Kind sollte nicht für sein späteres Leben lernen, arbeitsreiche Beziehungen einfach durch Trennung zu beenden. Wie also vorgehen? Kinder müssen an den Umgang mit Lebewesen herangeführt werden. Selbst Jugendliche können nicht alle Anzeichen einer Erkrankung des Tieres erkennen, daher hat die Oberaufsicht immer der Erwachsene! Werden dem Kind unter Anleitung neue Aufgaben mit der Tierhaltung gestellt, kann das Kind auf diese Weise sogar die Grenzen seines Intelligenzalters überschreiten.

Checkliste: Bevor das Tier kommt

Tätigen Sie keine Mitleids- oder Spontankäufe: Traurig aussehende oder schlecht gehaltene Tiere sind meistens krank und können schnell sterben. Solche Tiere gehören nicht in Kinderhände! Lassen Sie sich Zeit mit der Vorbereitung – vielleicht wünscht sich Ihr Kind nächste Woche doch eher ein Skateboard? Und beschäftigen Sie sich mit folgenden Fragen:

  1. Welche Tierart ist geeignet? (Ist mein Kind ein Wirbelwind, ist eine Schneckenzucht nicht die erste Wahl.)
  2. Wie ist die Grobmotorik, wie die Feinmotorik meines Kindes? (Ein Zwerghamster ist schnell zerdrückt, ein großer Hase verzeiht eher ein festes Zupacken.)
  3. Wie ist die Lebensform des Tieres? (Nachtaktive Wühler haben schon viele um den Schlaf gebracht.)
  4. Wie viel Platz ist vorhanden? (Wie ist der Wohn- und Lebensbereich,
    was sagen die Nachbarn und was steht im Mietvertrag?)
  5. Wie viel Zeit hat die Familie für das Tier? (Eine Katze, die nach draußen kann, braucht nicht soviel Zuwendung wie ein Hund, der nur auf Ihr Nachhausekommen wartet.)
  6. Wie ist Ihre Familie strukturiert? (Sind Sie begeisterte Stubenhocker, ist ein Hund nicht sinnvoll. Mögen Sie keine lauten Mitbewohner, wird es mit einem Wellensittich schnell ungemütlich.)
  7. Gibt es medizinische Gründe, die gegen eine Tierhaltung sprechen? (Ist Asthma bekannt? Sind Allergien vorhanden? Sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt.)
  8. Gibt es Tiervorlieben in Ihrer Familie oder gar Aversionen? (Kein Familienmitglied darf sich vor dem tierischen Zuwachs ekeln!)

Sind die Rahmenbedingungen klar und haben Sie sich auf eine Tierart näher eingelassen, beginnt die aktive Planung. Wälzen Sie mit Ihrem Kind Literatur, forschen Sie im Internet, besuchen Sie die Tierheime und Zoohandlungen der Region. Tragen Sie Ihr Wissen zusammen. Das bewirkt einen verständnisvolleren Umgang mit dem Tier und verhindert schmerzhafte Fehler im Vorfeld.

Die Vorbereitung auf das Tier: Familienkonferenz und der Vertrag

Samstags morgens zu diskutieren, wer mit dem Hund raus geht, ist mühsam und nervtötend. Je mehr geplant wird, umso weniger Probleme treten auf! Legen Sie in einer Familienkonferenz vor der Ankunft des Tieres schriftlich fest: Wer kauft das Futter? Wer füttert? Wer putzt den Käfig? Wohin kommt der Hase im Urlaub? Wer geht zum Tierarzt? Wann bekommt das Meerschweinchen seine Ruhephase? Wie wird damit umgegangen, wenn jemand seine Aufgaben nicht erfüllt? Können Aufgaben getauscht werden? Die Ankunft des Tieres ist eine Freude für den Menschen, der es erwartet und ein Schreck für das Tier, das noch nicht weiß, ob es bei Freund oder Feind gelandet ist. Der neue Hund winselt, das Kaninchen versteckt sich, die Katze kratzt. Bereiten Sie Ihr Kind auf die erste Zeit mit folgenden Fragen vor: Hat der Hamster Angst vor den Menschen? Mag der Wellensittich sofort auf die Hand fliegen und weiß das Kätzchen, dass es nun zu Hause ist? Erklären Sie: Zu Beginn geht es eher um Abwarten, Beobachten und Anlocken und weniger um sofortiges Streicheln und Herumtragen des Tieres. Auch eine tierische Freundschaft muss erarbeitet werden! Kinder lernen, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen und die natürliche Ordnung der Tiere zu vertreten. Sie verstehen: Kein Nachttier kann als Tagtier gehalten werden, ohne auf Dauer Schaden zu nehmen. So wie das Kind nicht immer „der Oma einen Kuss“ geben mag, so erfährt das Kind, dass auch sein Tier nicht immer kuscheln will. Nach ein paar Wochen kommt der Alltag, das Tier ist nicht mehr neu und das Interesse des Kindes schwindet vielleicht. Jetzt ist Ihr Kind in einer guten Situation, um Verantwortungsbewusstsein zu erlernen! Arbeitspflichten können getauscht werden, aber niemals darf das Tier unter der Pflichtverweigerung leiden. Putzt Ihr Kind den Stall auch nach Aufforderung nicht, tauschen Sie gegen einmal Abwaschen und seien Sie ein Vorbild der Pflichterfüllung.

Tiernot ist immer auch Kindernot

Mit Tieren erleben Kinder den Kreislauf der Natur von Geburt und Tod sehr direkt. Ist das Tier erkrankt und wird sterben, so bereiten Sie sich darauf vor. Lassen Sie Ihr Kind das tote Tier betrachten und Abschied nehmen. Und bitte, werfen Sie nie das tote Tier Ihres Kindes in die Mülltonne, sei es auch noch so ein kleines Tier!

Vorteile durch das Haustier

Das Tier reagiert unmittelbar und ehrlich und ohne zeitverzögerte Rache. Kinder haben dadurch die Möglichkeit, ein nicht berechnendes Verhalten kennen zu lernen und sie erhalten auf ihr Verhalten ein sofortiges Feedback. Durch den Verzicht auf die Lautsprache wird die Beziehungsebene durch nonverbale Gesten zum Mittelpunkt des Miteinanders. Auf dieser Ebene lebt das Kind seine Bedürfnisse nach Zuwendung und Liebe aus. Das Einfühlen in die Gefühls- und Erlebniswelt des Gegenübers wird durch den Kontakt mit einem Tier gefördert. Aus den Erfahrungen entsteht das Selbstbewusstsein, auch als kleiner Mensch Verantwortung tragen zu können. Seien Sie als Eltern bereit, die Grundbedürfnisse des tierischen Familienmitglieds abzusichern und den Wunsch Ihres Kindes nach einem Tier zu erfüllen.

Wenn aber dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann…

Ist aus der Tierhaltung eine Gesundheitsgefährdung für Ihr Kind abzuleiten, kann auch dem dringendsten Flehen des Kindes nicht nachgegeben werden. Vielleicht kann bei Tierhaarallergie die Freude am Aquarium mit Fischen geweckt werden. Vermieterverbote beenden oft den Traum vom eigenen Hund. Möglich ist hier, in den Tierheimen der Umgebung Gassigeher-Hunde zum Spaziergang abzuholen. Möchte Ihr Kind unbedingt einen Berner Sennenhund, weil im Fernsehen Heidi läuft, so sollten sie diesen Wunsch ablehnen. Die Liebe zu Idoltieren hält meistens nicht lange und die Enttäuschung, dass der eigene „Star“ ganz anders ist als im Fernsehen, schon vorprogrammiert. Um Hunde ausführen zu dürfen, können Sie sich an das örtliche Tierheim wenden und bekommen dort meist einen Hund zugeteilt. Außerdem wird individuell erklärt, worauf man achten sollte.

Streicheleinheiten für Tierheimbewohner

Für Kätzchen ist Zuwendung und Beschäftigung sehr wichtig. Die Mitarbeiter im Tierheim können dies leider selten auch noch leisten. Generell sind Tierheime über jede Unterstützung und jedes freiwillige Engagement in Sachen Pflege und Versorgung dankbar – sprechen Sie einfach das Tierheim in Ihrer Nähe an. Hier erfahren Sie auch die individuellen Gassi-Geh-Zeiten. Wer nachmittags etwas Zeit übrig hat, kann z.B. mit den Katzen spielen und schmusen. Auch Kleintierbewohner sind froh über jede Zuwendung und Beschäftigung. Wer handwerklich begabt ist, darf sicherlich auch Käfige und Freigehege im Tierheim gestalten und mitwerkeln – die Kleintiere werden Freude daran haben!