„Was ist passiert?“ fragte Theo besorgt. „Ich bin in eines dieser funkelnden Teile getreten“, klagte der Igel. „ Die liegen hier überall rum! Sieh mal da vorne!“. Theo blickte sich auf ihrer wunderschönen Frühlingswiese um. Sein Freund hatte Recht. Zwischen den bunten Blumen und saftig grünen Grashalmen glitzerten kleine Gegenstände, die hier nicht hingehörten. Theo trippelte zu einer der funkelnden Schalen. Sie war golden mit scharfen Zacken. „Kronkorken. So nennen sie die Menschen, glaube ich“, erklärte er. „Wir müssen aufpassen. Ich habe zwar nur einen kleinen Schnitt, aber man kann sich an ihnen auch schlimmer verletzen…“ meinte der Igel. „Aber jetzt müssen wir weiter zu Fridolin! Er braucht schließlich dringend unsere Hilfe.“ Fridolin, der Frosch war in großen Schwierigkeiten. Das hatte die Elster, die schon den ganzen Morgen geschäftig über der Wiese hin- und herflog und von oben den besten Überblick hatte, eilig erzählt. Und darum hatten sich die beiden Freunde unverzüglich auf den Weg gemacht, bis sie von den Kronkorken abgelenkt wurden.

Als sie am Bach ankamen, sahen sie, was die Elster gemeint hatte. Am fröhlich sprudelnden Wasser stand, halb im hohen, grünen Gras verborgen, eine Flasche. Sie war leer, bis auf einen kleinen grünen Frosch, der verzweifelt mit seinen Händen gegen das spiegelglatte Glas klopfte. „Oh nein, wie kriegen wir ihn da nur raus?“ rief Theo erschrocken. Der Igel überlegte einen Moment: „Ich weiß! Wir müssen die Flasche umstoßen, sodass sie ins Wasser fällt und Fridolin herausschwimmen kann!“. „Gute Idee“, lobte Theo seinen Freund. Zusammen stemmten sie sich gegen die große, schwere Flasche. Sie kippte, landete mit einem Platsch im Wasser und lief voll. Nun konnte Fridolin aus dem Flaschenhals gleiten. „Vielen Dank! Die Menschen haben diese Flasche hier vergessen, und als ich sie mir genauer ansehen wollte, bin von meinem Grashalm gerutscht und hinein gefallen. Ihr habt mich gerettet!“ sagte er, als er das Ufer hoch kletterte. „Ach, hätte doch jeder getan“, winkte der Igel ab.

„Sag mal Fridolin, sagtest du gerade, hier waren Menschen?“ fragte Theo überrascht. „Ja, sie kommen jeden Frühling, und im Sommer schlafen sie sogar in Zelten hier. An sich habe ich ja nichts dagegen, mit ihnen unsere Wiese zu teilen, aber manche trampeln alles kaputt und, was noch schlimmer ist, sie hinterlassen hier ihren Müll.“ „ Meinst du, die Kronkorken stammen auch von ihnen?“ hakte Theo nach. „Ja. Damit verschließen sie Flaschen wie die, aus der ihr mich gerettet habt.“

Kann man nicht irgendetwas gegen die Verschmutzung unserer Wiese tun?“ fragte der Igel. „Sie ist doch unser Zuhause.“ „ Vielleicht den ganzen Müll einsammeln? Aber das würde lange dauern und wohin damit? Wer will schon den Müll vor seinem Bau liegen haben?“ meinte Fridolin. Theo und seine Freunde dachten lange und angestrengt nach. Doch egal wie sie es drehten und wendeten, ihnen fiel keine Lösung für das Problem ein. Auch ihre Freundin die Elster war an diesem Nachmittag keine Hilfe. „Keine Zeit, bin beschäftigt“, antwortete sie nur auf ihr Bitten um Mithilfe.

„Schade, dass wir heute keine Lösung gefunden haben“, meinte Theo zum Igel während dieser sich von einer Plastikfolie zu befreien versuchte, die der Wind in seine Stacheln geweht hatte. Die Sonne ging langsam unter.

„Hey! Theo! Igel! Fridolin! Hättet ihr kurz Zeit euch eine Überraschung anzusehen?“ ertönte plötzlich eine Stimme über ihnen. „Hallo Elster!“ rief Theo überrascht. „Klar, führe uns hin. Ein wenig Abwechslung nach diesem frustrierenden Tag tut uns sicherlich gut.“

„Hier ist mein Versteck!“, erklärte die Elster stolz. Die drei Freunde standen vor einem alten, hohlen Baumstamm, welcher vor Jahren vom Blitz getroffen worden war und am Rande ihrer Wiese stand. „Kommt mit rein“, forderte die Elster sie auf. Den Freunden stockte der Atem. Im Licht der untergehenden Sonnen erstrahlten überall Kronkorken, Plastikfolien, Glasscherben und vieles mehr. „Das ist wunderbar!“ rief der Igel glücklich. „Ja!“ hauchte Theo. „Ich habe gestern schon angefangen, aber ich wollte es euch erst zeigen, wenn ich fertig bin und den größten Schatz der Wiese vollendet habe“, antwortete die Elster stolz. „Hier stört der Müll kein Tier und keine Pflanze, das Wasser wird nicht verseucht und er wird auch nicht vom Wind verweht!“ bemerkte der Igel „Elster, du bist genial!“ So kam es, dass die Tiere unbeschwert auf ihrer Wiese leben konnten und alle froh waren. Einige Tiere, weil ihr zu Hause nicht voller Müll war und ein Tier, weil es den größten Schatz der Wiese besaß.

Die Autorin

Ella Schwinnen ist 14 Jahre alt und kommt aus Roßdorf. Ihre Leidenschaft ist das Schreiben von Geschichten. Im vergangenen Jahr hat sie den hessischen Literaturpreis „OHNEKUNKTUNDKOMMA“ mit ihrer Fantasy-Geschichte „Der Ort ohne Drachen“ gewonnen.
Die Schülerin der Justin-Wagner-Schule in Roßdorf hat für fratz diese Kurzgeschichte zum Vor- und Selbstlesen geschrieben und wird in den kommenden Ausgaben weitere Geschichten liefern, auch wenn ihre Freizeit knapp bemessen ist.