Das ist auch wichtig. Denn je früher Schwachstellen bei Augen, Zähnen oder auch der Sprache erkannt werden, umso besser kann gegengesteuert werden.

Gesund groß werden – das sollen Kinder. Dafür ist es wichtig, Gesundheitsstörungen oder Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. Darum gibt es in Deutschland die Früherkennungsuntersuchungen. Insgesamt sechs Jahre lang müssen Eltern innerhalb bestimmter Zeiträume mit ihrem Kind zum Kinderarzt gehen. Neun U-Untersuchungen gibt es, zwischen 12 und 14 Jahren kommt noch eine Jugendgesundheitsuntersuchung (J1) dazu.

Früh Auffälligkeiten erkennen
Bei jeder Früherkennungsuntersuchung wird das Kind auf Gesundheitsstörungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung untersucht. Je nach Alter liegen die Schwerpunkte dabei auf unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel Beweglichkeit, Sprechen oder soziales Verhalten. Daneben gibt es weitere Themen, etwa Impfschutz und Ernährungsfragen. Außerdem wird über das Vorsorgeangebot bei Mund- und Zahngesundheit informiert. Und die U7a im Alter von 36 Monaten ist schwerpunktmäßig auf die Früherkennung von Augenerkrankungen ausgelegt.

Mehr zu den U-Untersuchungen und zur Kindergesundheit unter www.kindergesundheit-info.de.

Nils Bogorinski

Durchblick behalten

Gutes Sehen ist für die gesamte körperliche, geistige und soziale Entwicklung wichtig. Während sie heranwachsen, sammeln Kinder mit den Augen große Mengen an Informationen über die Welt. Das regt die Entwicklung des Gehirns an und hilft, neue Bewegungsabläufe zu lernen.

Dafür hat die Natur eigentlich gut vorgesorgt. Babys können von Geburt an „gucken“. Unscharf zwar und unkoordiniert, denn Sehschärfe und das Zusammenspiel beider Augen müssen sich erst entwickeln. Aber schon einjährige Kinder besitzen etwa 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen.

Schlechtes Sehen tut nicht weh

Allerdings kann laut Schätzungen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands jedes zehnte Kind hierzulande nicht richtig sehen. Bei mindestens einem Viertel der Kleinkinder bleiben Sehprobleme unerkannt und 60 Prozent der Sehschwächen werden zu spät erkannt, wie Studien zeigen. Denn schlechtes Sehen tut nicht weh, erste Schwächen werden oft von den Augen ausgeglichen.

Sehprobleme zu erkennen kann darum schwierig sein. Kinder beschweren sich in der Regel nicht darüber, Kleinkindern fehlt noch dazu die Sprachfähigkeit. Für Eltern heißt das: genau hinsehen und Auffälligkeiten beobachten. „Wenn das Kind immer dicht vorm Fernseher sitzt oder sich Bücher nah vor die Nase hält und die Augen zusammenkneift, dann deutet das schon auf Sehprobleme hin“, sagt Nils Bogorinski, Optiker aus Pfungstadt. Bemerken Eltern das bei ihren Kindern, sollten sie zum Augenarzt gehen. Aber auch ein Besuch beim Optiker kann dann hilfreich sein. „Wir können eine Art Kurztest machen, um zu schauen, ob ein Sehfehler vorliegt.“ Diese Grobanalyse ersetze aber nicht den Besuch beim Augenarzt. „Zur korrekten Stärkenbestimmung müssen Kinder dann zum Augenarzt. Bei uns kann man aber recht unkompliziert eine erste Einschätzung bekommen.“

Bei Kinderbrillen auf Form und Material achten

Braucht ein Kind eine Brille, sollte man vor allem auf Form und Material achten, rät Nils Bogorinski. „Die Brille muss so groß sein, dass das Kind nicht einfach drüberschauen kann. Außerdem sollte sie aus bruchsicherem Material sein, beispielsweise aus weicherem Kunststoff.“ Zudem sei eine separate Sportschutzbrille empfehlenswert. Im Schulsport müssen Kinder oft normale Brillen absetzen, weil die Verletzungsgefahr als zu hoch eingeschätzt werde. Kontaktlinsen eignen sich nach Einschätzung des Fachmanns ab etwa 16 Jahren. „Bei Kontaktlinsen muss die Hygiene stimmen und die Handhabung klappen.“ Und das wäre bei Kindern oft noch ein Problem.

Checkliste

Wann zum Augenarzt?

Sofort

Bei Auffälligkeiten, etwa Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen, bei Lidveränderungen (besonders Hängelidern), auffälliger Tollpatschigkeit.

Mit 6 bis 12 Monaten

Bei erhöhtem Risiko für Schielen, Fehlsichtigkeit, erblichen Augenerkrankungen. Das liegt z.B. vor bei Frühgeburten, Kindern mit Entwicklungsrückstand, wenn Eltern/Geschwister schielen bzw. stark fehlsichtig sind.

Mit 30 bis 42 Monaten

Spätestens auch bei unverdächtigen Kindern zur Vorsorge und Früherkennung.
Quelle: Bundesverband der Augenärzte

Richtig sprechen

Süßes Lispeln und lustige Wortverdreher – diese charmanten Sprechbesonderheiten kennen viele von ihren Kindern. Aber wann wird so eine Auffälligkeit ein Fall für Logopäden?

Ballumballum für Luftballon oder Logut für Joghurt, fast alle Eltern horten so einen Wortschatz aus den Kindertagen ihres Nachwuchses. Wenn das „s“ oft vernuschelt wird und Buchstaben im Kindermund zu ulkigen Wortneuschöpfungen zusammenpurzeln, ist das goldig – und oft eine Phase in der Sprach- beziehungsweise Sprechentwicklung.

Schon die kindlichen Lall- und Lautäußerungen im ersten Lebensjahr sind Versuche, sich mit Hilfe seiner Sprechwerkzeuge wie Lippen, Zunge, Gaumen oder Kehlkopf mitzuteilen. Sprache ist Kommunikation, bis Kinder diese sicher beherrschen, durchlaufen sie verschiedene Phasen, die sie unterschiedlich schnell oder langsam bewältigen. Dabei kann es zu Sprachentwicklungsstörungen, aber auch zu erworbenen Sprachstörungen kommen. Der Erhebung einer Krankenkasse zufolge hat jedes dritte Vorschulkind in Deutschland eine Sprachstörung.

Wenn die Sprache nicht flüssig kommt

Sprech- und Sprachauffälligkeiten im Kindesalter können unterschiedliche Symptome und Ursache haben. Es können Störungen im Bereich der Sprachentdeckung, des Sprachverständnisses, des Wortschatzes, der Aussprache, der grammatikalischen Entwicklung und des Erzählens auftreten. Aber auch Störungen des Redeflusses, der Hörverarbeitung , der Stimme und des Lese- und Schreiberwerbs zählen dazu.

Rhea Blake

Interview

Stimmt was nicht?!

„Probleme bei der Wortfindung oder dem Wortschatz werden oft unterschätzt.“

Mein Kind erfindet lustige Wörter und vertauscht immer „k“ und „t“ – muss es zum Logopäden?

Lustige Wörter zu erfinden ist ein Zeichen von sprachlicher Kreativität! Greifen Sie diese Kreativität auf und erfinden selbst lustige Wörter. Wenn sich diese Quatschwörter dann auch noch reimen – und Ihr Kind das Quatschreimen aufgreift, unterstützen Sie wichtige sprachliche Grundlagen und fördern damit Ihr Kind bei der Sprachentwicklung. Das Ersetzen von „k“ durch ein „t“ ist bei Kindern bis zum Alter von etwa 4 oder 4,5 Jahren ein üblicher Entwicklungsschritt. Mit 3,5 Jahren kann es „Is tomme in den Tinderdarten“ sagen – machen Sie sich darüber keine Gedanken. Mit 4,5 Jahren ist es an der Zeit, mit dem Kinderarzt darüber zu sprechen.

Was sind häufige Sprech- oder Sprachstörungen bei Kindergarten- und Schulkindern?

Insgesamt nehmen die Sprech- und Sprachauffälligkeiten bei Kindern zu. Der zunehmende Gebrauch von elektronischen Medien trägt dazu bei, dass das miteinander Sprechen verkümmert. Im Wartezimmer sitzen viele Eltern mit ihren Kindern und konzentrieren sich auf ihr Smartphone – die Kommunikation mit den Kindern wird weniger.
Kinder mit geringen Problemen, die leicht aufgearbeitet werden können, sind nur noch selten in der Praxis. Umfassende Störungen wie Sprachentwicklungsstörungen mit Problemen der Aussprache und der Grammatik, oder Probleme bei der Aussprache mit erheblich gestörter Mundmotorik sind der logopädische Alltag. Dazu kommen Kinder mit Stottern, selektivem Mutismus oder unterschiedlichsten Arten einer Behinderung. Manche Probleme wie zum Beispiel bei der Wortfindung oder dem Wortschatz werden oft unterschätzt, denn diese werden teilweise durch die gesamte Schulzeit bis ins Erwachsenenalter mitgeschleppt und beeinträchtigen den Menschen auf allen Ebenen.

Woher weiß ich, dass mein Kind eine Behandlung braucht?

Wenn Sie im Internet die Suchbegriffe „dbl“ (dbl steht für Deutscher Bundesverband für Logopädie, Anm. der Redaktion) und „Sprachentwicklung“ eingeben, finden Sie sofort die Seite des Logopädenverbandes. Hier wurden von Fachleuten für jedes Entwicklungsalter die „Meilensteine der Sprach- und Sprechentwicklung“ aufgelistet, die von Geburt an eine Hilfestellung für die Eltern sein können.

„Verwächst“ sich manches nicht, immerhin müssen Kinder ja auch über Versuch und Irrtum Sprache erlernen?

Fachleute können die „Irrtümer“ in der Sprachentwicklung, die sich „verwachsen“ von solchen unterscheiden, die von Beginn an beachtet werden sollten. Die einzelnen Sprachlaute werden in einem bestimmten Alter erlernt. Wird, wie oben schon erwähnt, im Alter von 3,5 Jahren das „k“ durch ein „t“ ersetzt, dann gehen wir davon aus, dass das Kind den korrekten Laut noch erwerben wird. Ersetzt es aber beispielsweise ein „t“ durch ein „k“, dann ist etwas schief gelaufen und bedarf der Unterstützung.

Wenn Kindergarten und Schule nicht Alarm schlagen, ich aber glaube, mein Kind hat Sprach- oder Sprechstörungen, was kann ich tun?

Bei Vorschulkindern informieren Sie sich auf der dbl-Seite oder auf anderen Informationsseiten, ob das, was Ihnen bei Ihrem Kind auffällt, hier als normal eingestuft wird. Machen Sie eine Liste der Dinge, die Ihnen auffallen, und besprechen Sie diese dann mit dem Kinderarzt. Wenn der Kinderarzt Ihnen nicht wirklich helfen kann, Sie aber merken, dass Ihr Kind unter der Auffälligkeit leidet, oder wenn Sie sich zu stark Gedanken machen und unsicher sind, bitten Sie um eine Verordnung für ein Beratungsgespräch bei einer Logopädin.

Gesund im Mund

Kinderzähne werden immer besser. Die meisten Zwölfjährigen in Deutschland haben keine Karies. Aber es gibt durchaus Lücken – damit es nicht zu Lücken im Gebiss führt, sind hier auch die Eltern gefragt.

Richtig putzen, gute Fluorid-Versorgung, kein Nuckeln am Fläschchen, viel Grünzeug, wenig Süßes…die meisten Eltern wissen, was gut ist für Kinderzähne. Das macht sich bemerkbar: Fast 80 Prozent der 12-jährigen Sechstklässler in Deutschland haben kariesfreie bleibende Gebisse.
Es gibt aber ein Aber: Karies an Milchzähnen tritt früh auf, ist noch zu weit verbreitet und belastet einen Teil der Kinder in ihrer gesunden Entwicklung, das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege. So sind auch schon 13,7 Prozent der Dreijährigen in Kitas von Karies betroffen.

Eine Frage des Putzens

Ist das Pech, oder einfach nur eine Folge von unzureichender Mundpflege? Dieser Frage sind amerikanische Forscher nachgegangen und haben festgestellt, dass zwar auch die Mundflora von der Genetik geformt wird, sich aber die Wirkung der Gene vornehmlich auf das frühe Kindesalter beschränkt sowie vor allem auf Bakterien, die mit der Zahngesundheit nichts zu tun haben. Wer Löcher in den Zähnen hat, muss dies also im Wesentlichen auf zuckerreiche Ernährung und mangelnde Zahnpflege zurückführen, so das Ergebnis der Studie.

Diesbezüglich gibt es also durchaus Verbesserungsbedarf. Vor allem Jungen putzen nicht gründlich Zähne, besonders 14- bis 17-Jährige greifen laut Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) zu selten zur Zahnbürste.

fratz im Interview mit Dr. Antje Hesse, Zahnärztin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendzahnheilkunde aus Darmstadt.

Interview

Zahnpflege bei Kindern

Für den ersten Zahnarztbesuch ist es nie zu früh

Der erste Zahn ist da – sollten Eltern für ihr Kind dann sofort den ersten Zahnarzttermin ausmachen?

Der Durchbruch der ersten Milchzähne im Alter von etwa sechs Monaten ist für Eltern meist ein besonderes Erlebnis. Ein Zahnarztbesuch ist aber schon vorher ratsam, um das Kind von klein auf an die Umgebung in der Praxis zu gewöhnen. Wir raten Eltern, ihr Kind bereits bei den eigenen Vorsorgeuntersuchungen oder denen von Geschwisterkindern mitzubringen, um sie entspannt an den Zahnarzt heranzuführen. Der eigentliche erste Zahnarztbesuch ist ein Kennenlern- und Beratungstermin. In entspannter Atmosphäre lernt das Kind unsere Praxis näher kennen. Wir begegnen kleinen Patienten mit Freude und Anerkennung für ihren Mut und ihre Bereitschaft, sich auf uns einzulassen. Beim ersten Termin findet normalerweise keine Behandlung statt. Es wird festgestellt, ob die Zähne an Karies erkrankt sind, und welche Maßnahmen erforderlich sind.

Was unterscheidet Sie als Kinderzahnärztin von einem „normalen“ Zahnarzt?

Das gesamte Praxisteam ist auf die kleinen Patienten eingestellt. Eine beruhigende, fröhliche Atmosphäre, eine „angstfreie“ Wortwahl und viel Geduld und Humor sollen den Zahnarztbesuch für Kinder zum positiven Erlebnis machen. Daraus ergibt sich unsere Haltung den Kindern gegenüber – als Behandler nehmen wir uns zurück, sind weder fordernd noch verlangend. Bei uns steht ganz allein das Kind im Vordergrund. Jedes Kind braucht sein eigenes Tempo. Auf seine Fähigkeit, sich auf die Behandlung einzulassen, stellen wir uns ein. Einigen Kindern fällt dies sehr leicht, andere hingegen benötigen sehr viel mehr Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Unsere Praxisausstattung ist so umfangreich, dass wir alle Bereiche der Kinderzahnheilkunde abdecken, von der Vorsorgeuntersuchung über Prophylaxe, Kieferorthopädie bis zur routiniert stattfindenden Behandlungen in Vollnarkose (ITN) für die kleinen oder sehr ängstlichen Patienten.

Bis zu welchem Alter sollten Eltern bei ihren Kindern nachputzen?

Milchzähne können aufgrund ihrer dünneren Zahnschmelzschicht leichter von Karies angegriffen und zerstört werden als bleibende Zähne. Sie dienen als Platzhalter für die nachfolgenden Zähne und gefährden diese, sobald sie von Karies betroffen sind, weil sich die Kariesbakterien in der gesamten Mundhöhle ausbreiten. Sie müssen deshalb sorgfältig gepflegt werden. Sobald die ersten Zähne durchbrechen, sollten sie mindestens einmal täglich mit einer weichen, angefeuchteten Kinderzahnbürste und einer erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta gereinigt werden. Wenn das Kind ein Jahr alt ist, sollten die Milchzähne zweimal täglich mit jeweils einer erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta gründlich geputzt werden. Bis das Kind ordentlich und sauber in Schreibschrift schreiben kann, was meist erst nach dem 2. Schuljahr, also im Alter von ca. 8 Jahren der Fall ist, sollten Eltern nachputzen.

Man hört immer wieder von „plötzlich bröckelnden Zähne“ im kindlichen Gebiss. Was hat es damit auf sich?

Betroffen sind meist die im Grundschulalter durchbrechenden, ersten bleibenden Backen- und Frontzähne. Sie weisen trotz guter Zahnpflege von Anfang an gelblich-braune Stellen auf und sind meist heiß-kalt-empfindlich und brüchig. Es handelt sich um Anzeichen einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation: Dabei enthält der Zahnschmelz einzelner Zähne zu wenig Kalzium und Phosphat. Der Zahnschmelz ist dadurch weicher und kann den Zahn nicht mehr ausreichend schützen. Er bricht oft anteilig weg, wodurch die betroffenen Zähne innerhalb kürzester Zeit an Karies erkranken. Die Ursachen dieser Mineralisationsstörung sind bisher nur unzureichend geklärt. Sollten Eltern im Alter von ca. 5-7 Jahren Anzeichen einer solchen Erkrankung bei den ersten bleibenden Zähnen ihres Kindes entdecken, raten wir dringend zum schnellstmöglichen Zahnarztbesuch, um präventiv gegen weitere Zahnschäden vorgehen zu können.

Kontakt: Zahnarztpraxis Baumstieger, Frankfurter Str. 3, 64293 Darmstadt, Tel. 06151-21202, www.baumstieger.de