Ein Beitrag von Anke Breitmaier

Zettel, Nasenspray, Schlüssel – alles, was nirgendwo sonst hinpasst, wird in die Küchenschublade gestopft. Altes Spielzeug und Anziehsachen, aus denen die Kinder herausgewachsen sind, landen im Keller. Und der Kleiderschrank im Kinderzimmer platzt aus allen Nähten.

Kommt Ihnen das bekannt vor? In jedem Familienhaushalt finden sich wohl die Ecken, in denen Abgelegtes und Überflüssiges zwischen- oder sogar endgelagert wird. Im Laufe der Zeit sammelt sich so allerhand an. Hier den Überblick zu behalten, kann im Alltag zur Herausforderung werden. Denn auch wenn die meisten es gerne schön ordentlich haben in den eigenen vier Wänden, räumen doch die wenigsten wirklich gerne auf.

Aufräumen macht glücklich

Dabei bringt Ordnung nicht nur Licht ins Chaos, sondern macht sogar glücklich. Das zumindest behauptet Marie Kondo. Die 1984 geborene Japanerin ist Autorin des Bestsellers „Magic Cleaning“ und Erfinderin der KonMari-Methode.

„Das wahre Leben beginnt erst, wenn Sie Ihr Zuhause in Ordnung gebracht haben“, schreibt die Aufräumexpertin. Millionen Menschen hat sie mit ihren Büchern begeistert, beim Streaming-Anbieter Netflix bekam sie sogar eine eigene Serie. In „Aufräumen mit Marie Kondo“ macht sie mit ihrer Methode klar Schiff in
Chaos-Haushalten. Ihr Credo: Wer einmal komplett und vollständig Ordnung schafft, verwandelt das eigene Zuhause in einen Ort, der
Freude und Glück verströmt.

Aufräumen mit Kindern – Tipps für Familien

„Räum jetzt endlich Dein Zimmer auf!“ Kinder, die bei dieser Aufforderung vor Freude aufjauchzen, gibt es wohl eher selten. Auf solche Ansagen reagiert der Nachwuchs in den meisten Fällen mit Unwillen. Dann ist elterliche Beihilfe vonnöten. Einige Tipps können dazu beitragen, dass das leidige Thema Aufräumen nicht zur Streitfalle für die ganze Familie wird.

Einfache Regeln aufstellen
Nach dem Spielen wird immer alles weggeräumt. Vor dem Zubettgehen wird gemeinsam Ordnung gemacht. Spielzeug gehört ins Kinderzimmer. Formulieren Sie solche verbindlichen Regeln, die Kinder problemlos einhalten können.

Für genug Stauraum sorgen
Regale und Schubladen sollten geräumig genug und für Kinder gut erreichbar sein. Kisten eignen sich für kleinteiliges Spielzeug wie Lego und Playmobil.

Gutes Beispiel sein
Seien Sie selbst konsequent und halten Sie Ordnung – so sind Sie ein Vorbild, dem Ihre Kinder nacheifern können.

Den Dingen ein Zuhause geben
Alles hat seinen festen Platz: Die Puzzles kommen unten ins Regal, die Kuscheltiere sitzen auf dem Bett und die Malsachen sind in einem Mäppchen verstaut. So lässt sich schneller Ordnung schaffen.

Gemeinsam ausmisten
Was nur noch rumliegt und nicht mehr beachtet wird, kann vielleicht weg. Machen Sie regelmäßig mit Ihren Kindern eine Bestandsaufnahme im Kinderzimmer und überlegen Sie, mit welchen Dinge nicht mehr gespielt wird. Diese sollten dann weggeräumt oder weggegeben werden.

Magic Cleaning – mit der KonMari-Methode

Sichten, sortieren, bewerten und ausmisten – die KonMari-Methode propagiert einen ganz systematischen Aufräumprozess. Wer den richtig angeht, dessen Leben verändert sich nachhaltig zum Positiven, verspricht Kondo. Gelingen kann das, indem wir Dinge behalten, die uns am Herzen liegen und uns von allem anderen befreien.

Was hab ich eigentlich alles?

Zunächst muss man sich einen Überblick über den eigenen Besitz verschaffen und dann prüfen, was davon wichtig ist und was weg kann. Maximal ein halbes Jahr solle das bei einem Familienhaushalt dauern, schreibt Kondo. Und danach könne man das Thema Unordnung ein für allemal abhaken.

Woran hängt mein Herz?

Jeder Gegenstand wird in die Hand genommen und begutachtet. Dabei muss man sich die Glücksfrage stellen, die da lautet: Löst
dieses Kleidungsstück, Buch oder Haushaltsgerät Glücksgefühle in mir aus? Tut es dies, landet es auf dem Behalten-Haufen. Stellen sich beim Betrachten eines Teils keine positiven Emotionen ein, kommt es auf den Entsorgen-Stapel.

Die sechs Grundregeln des Aufräumens

Also nichts wie ran an das ganze Zeug! So simpel die Aufräummethode klingen mag, ganz so leicht ist es dann auch nicht wieder. Aufräumen sei schließlich eine Auseinandersetzung mit sich selbst und gebe einem die Chance, insgesamt großreinezumachen, schreibt Kondo. Es gehe auch nicht ums Entrümpeln, sondern ums fundamentale Ordnungschaffen im Leben. Ganz mühelos gehe das natürlich nicht vonstatten. Anstrengen muss man sich schon, damit das glücklich machende Aufräumen funktioniert. Dafür stellt Kondo diese Grundregeln auf:

1. Sich selbst zum Aufräumen verpflichten

Der Wille ist da, allein es fehlt die Zeit? Oder gar die Lust? Sie müssen die Entscheidung für mehr Ordnung bewusst treffen und Ihr Vorhaben dann auch durchziehen, und zwar in einem Rutsch.

2. Sich den eigenen idealen Lebensstil ausmalen

Weniger Krimskrams, mehr Stauraum? Saisonale Deko oder zeitlose Designgegenstände? Legen Sie fest, wie Sie sich Ihr Zuhause wünschen und nehmen Sie das als Messlatte. Vor dem Aufräumen können Sie sich mit Skizzen oder Fotos ein Bild davon machen, wie Ihr Heim aussehen soll.

3. Erst einmal komplett ausmisten

Der größte Fehler von Aufräumlaien: Sie sortieren Dinge weg, anstatt sich von ihnen zu trennen. Genau davon hängt aber der Erfolg der Aufräumaktion ab. Erst wenn Sie gnadenlos ausgemistet und sich konsequent von Gegenständen getrennt haben, fängt das wahre Aufräumen an.

4. Nach Kategorien statt nach Orten aufräumen

Nicht nach Zimmer oder Aufbewahrungsort sollte man aufräumen, sondern nach Kategorie. Also erst einmal alle Kleidung von der Unterwäsche in der Schlafzimmerkommode bis zu den Skiklamotten im Keller auf einem großen Haufen sammeln und dann sichten. So sehen Sie auf einen Blick, wie viel Sie haben. Und wie viel davon Sie vielleicht vergessen haben.

5. Die korrekte Reihenfolge einhalten

Erst Kleidung, Taschen und Schuhe, dann Bücher, dann Unterlagen und Dokumente, dann Kleinkram wie Haushaltsgeräte, dann Erinnerungsstücke – nach dieser Reihenfolge und nicht anders müssen Sie vorgehen. Sonst verzetteln Sie sich. Mit Kleidung anzufangen ist sinnvoll, weil hier am wenigsten die Gefahr besteht, dass Sie ins Trudeln geraten. Erinnerungsstücke sollten Sie erst anpacken, wenn Sie perfekt im Aufräumen sind, rät Kondo.

6. Sich selbst fragen, ob ein Glücksgefühl aufkommt

Na, wie fühlt es sich an, auf diese Art Einzelstücke aus Ihrem Hab und Gut zu betrachten? Durchströmt Sie ein freudiger Schauer? Oder zögern Sie? Seien Sie ehrlich zu sich selbst und fragen Sie sich, an was Ihr Herz wirklich hängt.

Das große Magic Cleaning Buch von Marie Kondo

Von den Perlen im Nähkästchen über Versicherungspapiere und Fotos, vom Schuh bis zur Haarspange, vom Klo bis zum Gästezimmer – in Marie Kondos Buch bleibt nichts vorm Aufräumen verschont. Mit ihrem Buch haben Sie alles in der Hand, um ein für allemal in Ihrem eigenen Zuhause für Ordnung zu sorgen. Verständlich und überzeugend erklärt die japanische Ordnungshüterin, wie jeder das mit etwas Anstrengung hin bekommt.

Das Geheimnis ist, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man mag und die anderen loszuwerden.

„Das große Magic Cleaning Buch“ ist der perfekte Leitfaden dafür. Kondo erklärt, wie wichtig Aufräumen ist, wie Sie es angehen müssen und wie es gelingt, die Sache durchzuziehen. Ihre Schritt-für-Schritt-Anleitungen helfen beim Aufräumen von Kleidung, Schuhen, Büchern und Papieren, Kosmetik, Kochutensilien und sogar Dingen mit sentimentalem Wert. Außerdem zeigt sie, wie wir perfekt Schubladen und Schränke organisieren.

Ver Profi-Tipps von Marie Kondo

Durch die richtige Ordnung in unseren Wohnzimmern, Küchen, Büros, Schlafzimmern und Badezimmern wird unser gesamtes Leben einfacher und wir werden zufrieden und glücklicher. Das sagt Marie Kondo nicht nur so daher. Sie zeigt auch ganz praktisch, wie das geht. Außerdem hat sie nützliche Tipps, die auch im Kleinen umzusetzen sind, etwa diese:

Beweisfotos machen als Motivation

Keine Lust, dem Chaos endlich mal Herr zu werden? Oder schieben Sie die große Aufräumoffensive immer wieder auf? Dann geben Sie sich einen Tritt. Das geht so: Machen Sie Fotos von Zimmern, Schränken oder Schubladen im unaufgeräumten Zustand und schauen Sie mal, wie Sie sich beim Betrachten der Bilder fühlen. Solche Beweisfotos seien wie eine Schocktherapie, die uns automatisch den Stoß in die richtige Richtung verpasse, sagt Kondo.

Kleidung zu Paketen falten und stehend einsortieren

T-Shirts, Hosen, Pullis oder Röcke – Anziehsachen lassen sich zu rechteckigen Paketen falten. Das erfordert ein bisschen Übung, geht Ihnen aber als Technik in Fleisch und Blut über, wenn Sie es erst einmal beherrschen, verspricht Kondo. Die derart gefalteten Päckchen werden nebeneinander in die Schublade einsortiert, und zwar stehend.

Kunstwerke der Kinder

Wohin mit all den Wachsmalbildern, den gefilzten Pilzen oder den Wandreliefs aus Buntpapier? Was die Kinder in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen so produziert haben, zählt Kondo zu den Erinnerungsstücken. Auch die müssen geordnet und ausgemistet werden. Dafür empfiehlt sie, zunächst jedes Kunstwerk zu fotografieren und so für die Nachwelt zu erhalten. Alles, wovon Sie sich partout (noch) nicht trennen wollen, verdient eine besondere Behandlung. So können Sie lieb gewonnene Kunstwerke rahmen und an einer bestimmten Wand aufhängen oder auf einer Kommode aufstellen.

Schubladenorganisation à la Bento-Box

Die Grundregel für das Wegräumen und Aufbewahren von Dingen lautet: den vorhandenen Stauraum zu 90 Prozent ausnutzen. Schubladen sollten weder überquellen noch halbleer sein. Da bietet sich als Vorbild die Bento-Box an. Als Bento bezeichnet man in Japan eine Lunchbox für unterwegs, die mit verschiedenen süßen und salzigen Speisen kreativ gefüllt ist. Die einzelnen Bestandteile werden durch Stege getrennt nach Geschmacksrichtung eingefüllt, sodass sie beim Transport nicht durcheinanderrutschen. Genauso sollten Sie Ihre Schubladen einräumen, empfiehlt Kondo. Getrennt nach Material, schön anzusehen und passgenau.