Ein Beitrag von Jan Henrik Schultz

Schüler der 4. Klasse von der Traisaer Grundschule machten sich einen Vormittag lang im Juniorlabor an der TU Darmstadt persönlich ein Bild von den Möglichkeiten der Chemie. Und hatten sichtlich Freude am Experimentieren.

Dass Chemie einen hohen Erlebniswert hat und auch noch Spaß machen kann, zeigt die kooperative Initiative von Merck und TU Darmstadt am Schülerlabor.
Für die Kinder waren es außerhalb des heimischen Experimentierkastens die ersten Berührungspunkte mit dem weiten Feld der Chemie. Alle waren vom Ablauf und dem Wunder der Naturwissenschaft begeistert. Nach einer theoretischen Einführung durch die Leiterin Andrea-Katharina Schmidt, die gekonnt über die Versuchsreihe referierte, ging es mit der notwendigen Schutzkleidung rein ins Labor. Allein die Maskerade fanden die Kids schon lustig.

Direkt begann das mutige Hantieren mit Stativen, Kolben, Zylindern und Muffen. Sarah (10) fasst die Begeisterung zusammen: „Mir hat das Juniorlabor sehr gut gefallen. Wir haben drei Versuche gemacht. Einen mit Karotten, bei dem wir die Farbe rausgezogen haben, und einen mit Stahlwolle, die wir zum Rosten brachten. Am besten hat mir das Experiment mit den Karotten gefallen. Und natürlich das Herstellen vom Eis, das richtig lecker war.“

Karotten verlieren die Farbe

Im ersten Versuch ging es um Stofftrennung. Sie ist die Kunst, Stoffgemische so zu trennen, dass man die gewünschten Komponenten in möglichst reiner Form erhält. In diesem Fall sollte der Farbstoff Carotin mit einem geeigneten Lösungsmittel aus Karotten extrahiert werden. „Mir hat es gut gefallen“, sagt Carlotta (9) mit fröhlicher Stimme. Ihr Lerneffekt: „Dass die Karotten weiß geworden sind.“ Aus dem Hintergrund ertönt die Stimme eines Mitschülers: „Hä? Die Karotten sind doch nicht weiß geworden.“ „Aber gelb“, hat Lotti gleich die richtige Antwort parat. „Ja, gelb und verschrumpelt“, kommt postwendend die Retoure. Kinder sind doch Besserwisser. Pragmatisch ging Erik (10) die Analyse an: „Dass durch Aceton die Karotten gelb geworden sind und Carotin extrahiert wurde, war schon sehr beeindruckend. Ein gutes Beispiel für eine chemische Reaktion.“

Rosten nicht Rasten

Einen Aha-Effekt löste das Experiment des Rostens aus, das faszinierend und nachhaltig auf die Kinder wirkte. Das hätten sie gerne fortgeführt und intensiviert. Da war noch Luft nach oben. Bei dem Versuch kommt Kochsalz mit etwas Wasser in ein Becherglas. Ein Magnetstab wird in die Lösung gelassen und das ganze gerührt, bis eine klare Lösung entsteht. Mit einem Entferner wird der Magnetstab entnommen und ein Büschel Stahlwolle in die Salzlösung getaucht. Die Stahlwolle wird wieder entfernt und in einen Kolben gesteckt. Diesen mit Gummistopfen und Glasrohr verschließen, an einem Stativ befestigen, Salzwasser mit Lebensmittelfarbe einfärben und das Glasrohr in die Salzlösung tauchen lassen. Die Stahlwolle verbindet sich mit der Luft und rostet. Nele (9) rastete dabei nicht: „Ich fand es interessant, dass die Stahlwolle gerostet ist, das ging ganz schön schnell, das hätte ich so nicht gedacht.“

Fruchteis – Experiment und Belohnung

Highlight war natürlich die Herstellung vom Speiseeis. Unter den Fans von Harry Potter war gar von Zauberei die Rede, als das Himbeereis mithilfe von flüssigem Stickstoff entstand. Ein spannendes und natürliches Geschmackserlebnis, das da zum Ende der Experimentierreihe genossen werden konnte. Malte (9) hat genau aufgepasst: „Ich habe gelernt, dass Eis mit Stickstoff bei minus 196 Grad in 5 Sekunden erkalten kann.“ Mit Fachwissen konnte auch Max (10) glänzen: „Es war sehr cool. Wir haben mit Stickstoff Eis gemacht. Jetzt weiß ich, das in den Stickstoff-Tank der TU-Darmstadt 3.000 Liter reinpassen.“ Einhellig war das Fazit: lecker. Das selbst gemachte Eis war dann auch schnell ausgeschleckt.

Ein Hauch von Entwicklergeist

Max’ Mutter Sabine, die die Klasse als Begleitperson zum Laboratorium an die Lichtwiese begleitete, fühlte sich in ihre Kindheit versetzt: „Es war supergut. Ich habe mir nochmal die Extraktion ins Gedächtnis gerufen. War lange her, als wir das lernten.“ Alles in allem waberte ein gehöriges Maß an Neugier durch die Räume der Fakultät. Ebenso die Erkenntnis, dass Chemie rockt. Das fand auch die Leiterin Andrea-Katharina Schmidt des Schülerlabors: „Mir gefiel erneut die Abwechslung, die neuen Menschen und die Begeisterung, mit der die Flamme am Brennen gehalten wird. Das kann an der TU-Darmstadt bis zum Abitur, den Eintritt ins Studium und das Berufsleben führen.“ Die Schülerinnen und Schüler wurden für das Unterrichtsfach Chemie in jedem Fall schon mal sensibilisiert und motiviert. Das können sie auch für ihre Laufbahn an den weiterführenden Schulen nutzen. Dann allerdings wohl ohne Himbeereis zum Frühstück.

Die Kooperative des Juniorlabors

Das Merck-TU-Juniorlabor wurde 2008 im Fachbereich Chemie der TU Darmstadt im Gebäude der Anorganischen Chemie eröffnet. Es ist bundesweit das erste Schülerlabor, das von einer Universität und einem Industrieunternehmen gemeinsam konzipiert und betrieben wird. Ziel des kooperativen Projektes ist es, noch mehr Begeisterung und Verständnis für Naturwissenschaften zu wecken, den Nachwuchs gezielt und praxisnah zu fördern und ein Angebot zur Fortbildung von Lehrkräften zu unterbreiten. Bis zum zehnjährigen Jubiläum haben rund 30.000 Schülerinnen und Schüler erste Erfahrungen mit der praktischen Laborarbeit gesammelt.

Themen für Experimentiertage

Experimentiertagen für Schulklassen ab der 3. Klasse. Terminanfragen und das Ablaufprogramm können unter www.juniorlabor.de eingesehen werden. Fragen beantwortet Dorothee Nikolaus im Sekretariat, Telefon 06151-1622930 oder per E-Mail unter nikolaus@ac.chemie.tu-darmstadt.de

Das Juniorlabor auf der Lichtwiese ist in der Alarich-Weiss-Str. 12 in Darmstadt und ist mit dem K-Bus und der Odenwaldbahn erreichbar.